Als Hersteller und Vertreiber von Naturkosmetik ist für uns auch die Verpackung ein entscheidendes Thema. Bei den Überlegungen zur Wahl unserer Verpackungen mussten wir lernen: Je intensiver man sich mit dem Thema befasst, um so komplizierter, differenzierter und unübersichtlicher wird es. So einfach, wie man es oftmals suggeriert bekommt – Glas: super umweltfreundlich, Aluminium: weiß ich nicht genau, Bio-Kunststoff: geht schon, synthetischer Kunststoff: furchtbar! –, ist es nicht. Jeder Rohstoff hat seine Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt. Eine eindeutige und unübertroffen umweltverträgliche Variante ist vorerst nicht in Sicht.
Im Prinzip existieren für eine umweltfreundliche Lösung des Verpackungsproblems in der Kosmetikbranche verschiedene Ansätze:
Wiederverwenden: Sehr gut aber in der Praxis ist das äußerst schwer umzusetzen. Deshalb sind Mehrweggebinde bisher über einzelne Versuche im kleinen Rahmen nicht hinausgekommen und am wenigsten verbreitet. Das Verfahren ist aufwendig, sehr energieintensiv (sammeln, transportieren, reinigen, desinfizieren bzw. autoklavieren), daher kostenintensiv und dazu hygienisch problematisch – für uns als sehr kleines Unternehmen ist das leider nicht umsetzbar.
Recyclen: Dies ist insofern die gängigste Methode, da so gut wie alle verwendeten Verpackungsmaterialien (Glas, Kunststoffe, Überverpackungen aus Karton, Aluminium) recyclierbar sind. Zumindest theoretisch. Denn „recyclierbar“ heißt noch nicht automatisch, dass aus Glasverpackungen neue Glasverpackungen und aus Kunststoffverpackungen neue Kunststoffverpackungen werden. In der Praxis enden vor allem viele Kunststoffverpackungen doch in der Müllverbrennungsanlage und nicht als neue Kosmetikverpackungen – wegen lokal fehlender, „sortenreiner“ Trennsysteme (es gibt viele verschiedene Kunststoffe!) oder einfach auch deshalb, weil der Plasteabfall nicht ordentlich getrennt wurde. Zunehmend gibt es aber hier – zunächst vor allem für Waschmittel – recycelte PET -Verpackungen.
Reduzieren: In der Kosmetikbranche werden analog zur Lebensmittelbranche Versuche durchgeführt, um den Materialverbrauch – hier vor allem Kunststoffe – in der Verpackung zu minimieren, doch zu ökologisch lupenreinen Verpackungen hat bis dato noch kein Produzent gefunden.
Unverpackt: Diese Strategie wird aus gesundheitlichen und produktspezifischen Gründen niemals auf alle Kosmetikprodukte angewendet werden können. Für die Massenproduktion ist dieses Konzept auch kaum realisierbar, da durch den Hersteller die Keimbelastung von Produkten viel besser kontrolliert werden kann als bei der vor Abfüllung vor Ort im Laden – vor allem wenn es sich um sensible Produkte wie Cremes mit einem hohen Wasseranteil handelt.
Produktsicherheit
Unsere Naturkosmetikprodukte bestehen seit Anfang an aus hochwertigen Rohstoffen. Wir verzichten zudem auf hohe Zugabe von (starken)Konservierungsstoffen – dadurch müssen Produkte auch stärker vor Verkeimung geschützt werden um die Mindesthalbarkeit zu garantieren. Zudem setzen wir natürliche Öle und Duftstoffe ein, die anders als z.B. Mineral- und Silikonöle, lichtempfindlich sind und deshalb vor Licht geschützt werden müssen. Bestimmte natürliche Inhaltsstoffe, wie z.B. Vitamin C oder Hyaluronsäure, können darüber hinaus mit bestimmten Verpackunsgmaterialien unerwünschte Reaktionen eingehen, die nicht nur das Produkt sondern letztendlich auch die Gesundheit gefährden können. Es ist also prinzipiell schwierig, wenn nicht unmöglich, eine Verpackung für alle Produkte einzusetzen.
Die verschiedenen Verpackungsmöglichkeiten im Blick von Ökologie und Produktsicherheit
Kunststoff:
Pro: – sehr leicht – spart Transportkosten
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gut recylebar – aber: richtige Mülltrennung spielt Rolle!
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Bruchsicher
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Bei entsprechender Auswahl undurchsichtig
Contra: – aus fossilem Rohstoff Erdöl
– hoher Energiebedarf in der Herstellung
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baut sich sehr schlecht ab
Bio- Kunststoff
Es gibt verschiedene Arten von so genannten Bio-Kunststoffen. Zum einen aus Polymilchsäure bestehende welche theoretisch kompostierbar sind. Zum anderen Kunststoffe auf Basis pflanzlicher, nachwachsender Rohstoffe, welche nicht kompostierbar sind, weil es eben „echte“ Kunststoffe sind (z.B. PET auf Basis pflanzlicher Rohstoffe), die wie aus Erdöl hergestellte nicht verrotten.
Pro – Produkte auf z.B. Polymilchsäurebasis theoretisch biologisch abbaubar
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hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen
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bruchsicher
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sehr leicht – spart Transportkosten
Contra
– Rohstoffe dafür werden meist nicht ökologisch angebaut (Pestizideinsatz,
Gentechnik)
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Die generell biologisch Abbaubaren verrotten auch in professionellen Kompostanlagen zu langsam (deutschlandweit nur wenige Kompostanlagen, die das schaffen) und auf dem heimischen Kompost gar nicht, da die notwendigen hohen Temperaturen dort nicht erreicht werden
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Es gibt bis jetzt keine extra Sammelcontainer für Biokunststoffe – daher landen sie entweder in der gelben Tonne und müssen aufwendig aussortiert werden und werden dann verbrannt oder sie werden in der braunen Tonne entsorgt, da sie als kompostierbar beworben werden, müssen aber aus oben genannten Gründen auch dort aussortiert werden und landen ebenfalls in der Verbrennung
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Laut Umweltbundesamt ist die Ökobilanz von Agrokunststoffen bisher nicht besser als die von Kunststoffen aus Erdöl. Der Anbau der Rohstoffpflanzen und deren chemische Aufbereitung zu Kunststoff benötigen viel Energie und belasten die Umwelt.
recycelter Kunststoff
Pro – Recycling spart Ressourcen und vermindert den CO2 Ausstoß, da bei der Wiederverwertung im Vergleich zur Verwendung von Rohöl klimaschädliche Emissionen eingespart werden und zudem der Verbrauch an Primärenergie je Tonne Regranulat deutlich reduziert werden kann
Contra – im Moment: wenig Auswahl, schwer zu bekommen, häufig bereits eingesetzt als Flasche in Getränke- und Waschmittelbereich
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häufig PET- Kunststoff: eignet sich nicht für alle kosmetischen Anwendungen, da durchsichtig und nicht stabil gegen alle Duftstoffe
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wenn Recylingmaterial aus weit entfernten Ländern importiert werden muss belastet das auch die Ökobilanz des Produktes
Glas
Pro – sehr gut und beliebig oft recyclebar (90 % werden recycelt) – bei richtiger Entsorgung
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Einschmelzung spart Energie gegenüber der Herstellung aus Rohstoffen
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chemisch inert (gibt keine Substanzen an die Kosmetik ab)
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elegant
Contra – niedriger Energiebedarf bei der Herstellung als Kunststoff, allerdings kann man aus 1 kg Glas nur 3 Glasflaschen herstellen, währenddessen man aus 1 kg Kunststoff 20 Flaschen herstellen kann.
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Glas ist sehr schwer, d.h. auch der Transport verbraucht viel Energie
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Glas ist nicht bruchsicher, d.h. Glasflaschen können gerade im Bad/Naßbereich schnell herunterfallen und zu Verletzungen führen
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Verschlüsse dennoch aus Kunststoff
Aluminium
Pro – sehr gut recyclebar – nahezu unbegrenzter Lebenszyklus, Recycling spart gegenüber der Herstellung von Präaluminium 95 % Energie
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leicht – spart Transportkosten
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bruchsicher
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undurchsichtig
Contra – extrem energienintensiv in der Primärherstellung
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eignet sich nicht für jede Art von Kosmetika
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Verschlüsse häufig mit Dichtung aus Kunststoff
Fazit
Wie zu Beginn angedeutet, gibt es die ökologische Variante unter Beachtung der für verschiedene Kosmetika zu gewährleistenden Verpackungsanforderungen nicht.
In die Ökobilanz spielen neben der der Gewinnung der Rohstoffe eben auch Lieferwege, Energieaufwand bei der Herstellung, Transportkosten und das Recycling / die Entsorgung eine Rolle. Zudem wollen bei der Auswahl der Verpackung nach wie vor Marketingaspekte beachtet werden – ein Beispiel: kann ich ein als aluminiumfrei beworbenes Deodorant in einem Aluminiumtiegel anbieten?
Was wir tun
Der wichtigste Aspekt bei der Auswahl unserer Verpackung ist der der Produktsicherheit – gleichauf gefolgt von Praktikabilität, Marketing (das Auge cremt bekanntlich mit) und ökologischen Überlegungen. Nicht immer ist das, was wir uns danach vorstellen und umsetzen wollen für uns als kleines Unternehmen machbar. Da kann es bei allem Wollen schon ganz schnöde an der für uns zu großen Abnahmemenge scheitern.
Nicht desto trotz – wir sind seit Anfang an auf dem richtigen Weg
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Wir verzichten seit unserer Gründung im Jahr 2004 bewusst auf verkaufs -fördernde Umverpackungen, welche eine ideale Plattform für Werte, Werbung und unsere sonstigen Botschaften wären.
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Zur Verpackung von Seifen verwenden wir Zellglas (Cellophan) – einen der ältesten Kunststoff der Welt, welcher aber seit jeher vollkommen aus nachwachsenden Rohstoffen (Cellulose aus Holz) statt aus Erdöl hergestellt wird. Reines Zellglas – auch Papierfolie genannt – ist vollkommen biologisch abbaubar, kompostierbar und kann zudem auch zum Altpapier gegeben werden.
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Produkte, bei denen es möglich ist (die kein Wasser enthalten und daher auch nicht anfällig für Verkeimung sind, darüber hinaus in fester Form vorliegen und nicht lichtempfindlich reagieren), wie unsere Festen Haarwäschen, Seifen, Badepralinen, Massagebars, können auch vollkommen ohne Verpackung erworben werden.
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Produkte zur Körperreinigung, wie flüssige Shampoos und flüssige Duschbäder, gehören bewusst nicht zu unserer Produktpalette. Unsere Seifen und Festen Haarwäschen sind hochkonzentrierte Körperreinigungsmittel und ersetzen jeweils 2 – 3 Flüssigverpackungen.
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Wir verwenden Verpackungen, wenn möglich, bevorzugt aus „regionaler“ Herstellung: Aluminiumdosen aus Frankreich, Deodorant -Tiegel aus Polen, Creme Tiegel aus Deutschland
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Durch unnötige Produkte vermeiden wir zusätzliche unnötige Verpackung: bevor wir ein neues Produkt kreeiren, müssen wir selbst überzeugt sein von dessen Nutzen – wir setzen nicht auf permanent wechselnde Trendprodukte.
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Wir produzieren in unserer Manufaktur nur die Menge an Produkten, die wir auch verkaufen. Dadurch vermeiden wir eine Überproduktion, die ungenutzt weggeworfen wird.
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Wir falten, falten und falten unsere Verkaufstüten zu einem Großteil aus Kalendern, alten Atlanten, Katalogen – und führen es so vor dem eigentlichen Recycling schon der Wiederverwendung zu.
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Wir sind bei EKO Punkt im Dualen System zertifiziert (einem Alternativanbieter zum Grünen Punkt), das heißt, wir zahlen für jedes Kilogramm Verpackung, das wir verarbeiten (Plastik, Papier, Aluminium und Glas) einen Betrag an einen Dienstleister. Dadurch wird das behördlich festgelegte Sammelsystem finanziert, welches sicherstellen soll, dass gebrauchte, restentleerte Verkaufsverpackungen, die beim Endverbraucher anfallen, in ganz Deutschland flächendeckend kostenfrei entsorgt werden (Gelbe Tonne, Gelber Sack, Papier, Glas) – die Voraussetzung dafür, das sie überhaupt dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt werden können und nicht im Restmüll landen – das ist keine Heldentat und schon seit Jahren gesetzlich festgeschrieben, wird aber bei weitem nicht von jedem Händler/Hersteller in Deutschland praktiziert.
Was Sie tun können
Kaufen sie soviel, wie Sie wirklich nutzen und verbrauchen. Ungenutzte Kosmetika im Restmüll zu entsorgen ist traurig.
Entleeren Sie die Verpackung gründlich und entsorgen Sie sie richtig!
Kommen Sie zu uns in den Laden – dort können wir Sie umfassend beraten und Ihnen kostenlose Proben anbieten: das reduziert Fehlkäufe und damit wiederum Verpackung.
Und nicht zuletzt: Mit unseren Kosmetika erwerben Sie hochwertige Produkte, bei denen nicht nur die Verpackung im Mittelpunkt des Interesses stehen sondern auch den Inhaltsstoffen der angemessene Respekt entgegengebracht werden sollte.
Besteht die Kosmetik aus synthetischen Rohstoffen, nützt die umweltverträglich beste Verpackung nichts. Aber: Ist die Kosmetik natürlich, trägt eine möglichst ökologische Verpackung ihren, wenn auch kleinen, Teil zur guten Öko-Bilanz des Produkts bei.
Dr. rer. nat. Bettina Lühmann